Wandern auf dem Limes-Erlebnispfad bei Burgsalach im Fränkischen Seenland
Auf den ersten Blick ist die Jura-Hochebene im Fränkischen Seenland ein hübsches Fleckchen Erde mit blühenden Wiesen und dichten Wäldern. Doch wer genauer hinsieht, kann an vielen Stellen Zeugnisse der römischen Vergangenheit entdecken. Vor nicht ganz 2000 Jahren verlief hier oben der Limes, der einstige Grenzwall des römischen Imperiums, dessen Überreste heute UNESCO-Welterbe sind. Der Limes-Erlebnispfad bei Burgsalach macht diese archäologischen Spuren sichtbar und erlebbar – und man staunt, wie sich der Blick auf die Landschaft während der Rundwanderung plötzlich verändert.
Hallo, mein Name ist Miriam Zöllich und ich bin 1987 in der Römerstadt Weißenburg geboren. Heute arbeite ich dort als Journalistin bei der Lokalzeitung und als Bloggerin für das Fränkische Seenland, mit besonderer Vorliebe für Geschichts- und Kulturthemen. Die malerische Natur auf dem fränkischen Jura bei Burgsalach besuche ich in meiner Freizeit gerne zum Wandern mit dem Hund oder zum Mountainbiken.
Der Limes – das längste Bodendenkmal Europas
Den Begriff „Limes“ haben die meisten von uns sicherlich schon einmal gehört. Doch was hat es damit eigentlich genau auf sich? Der Obergermanisch-Rätische Limes hat früher die nördliche Grenze des Römischen Reiches hin zum „Barbaricum“, also zu den germanischen Gebieten, gebildet. Schon immer hat er mit seinen insgesamt 550 Kilometern Länge und den vielen Palisaden, Mauern, Wachtürmen und Kastellen beeindruckt. Und ist heute zudem das längste Bodendenkmal Europas.
Viele Kilometer des Grenzwalls führten vor rund 2000 Jahren auch durch das heutige Fränkische Seenland und noch immer kann man etliche Zeugnisse aus dieser Zeit besichtigen. Besonders deutlich ist der Limesverlauf auf der Jura-Hochebene bei Burgsalach zu sehen. Schnurgerade zog er sich durch die Landschaft und anhand des Heckenbewuchses ist das auf einer Strecke von dreieinhalb Kilometern besonders beeindruckend erkennbar. Aber nur, wenn man den Blick bewusst schärft.
Zwei Varianten des Römer-Erlebnispfades
Um die Geschichte erlebbar zu machen, wurde rund um Burgsalach der Römer-Erlebnispfad errichtet. Es gibt zwei Routenvarianten, eine kürzere mit 5,8 Kilometern und eine längere mit 12,7 Kilometern. Der Rundweg startet am Sportplatz in Burgsalach und lässt die Besucher an insgesamt zwölf Stationen die spannenden archäologischen Stätten entlang des Limes und der parallel verlaufenden Römerstraße erleben. Sowohl Kinder als auch Erwachsene erfahren an Infotafeln viel Neues über die Antike. Und das ist auch für die kleinen Besucher alles andere als eintönig, denn Pulex, der freche Floh, begleitet die Kinder als Maskottchen und erzählt ihnen auf interaktiven Wegweisern und Stationen die Geschichte.
Kindgerechte Wissensvermittlung mit Pulex, dem römischen Floh
So schaut man etwa durch ein Guckloch und erkennt, welche Fuhrwerke und Reiter früher entlang der römischen Grenze unterwegs waren. Und an den Fundamenten des ehemaligen Wachturms puzzelt man Turmbauten mit Dreh-Elementen zusammen. Ein Stück weiter, etwa dort, wo früher das Kastell Raitenbuch gestanden haben muss, kann man mit einem Geschicklichkeitsspiel das Kastellgelände erkunden. Spielerisch und abwechslungsreich erfahren so Erwachsene und Kinder allerhand geschichtliche Fakten rund um die Römer und den Limes.
Wandern auf den Spuren der Römer
Schon von Weitem kann man auf dem ersten Abschnitt des Weges den hölzernen Nachbau eines Limes-Wachturms erkennen. Mittlerweile wissen Archäologen, dass die Rekonstruktion nicht ganz geschichtsgetreu ist – für die Wanderer auf dem Erlebnispfad ist es dennoch eine eindrucksvolle Art, die Geschichte quasi dreidimensional und greifbar zu veranschaulichen. Wandern auf den Spuren der Römer – das kann man im wahrsten Sinne des Wortes auf dem nächsten Wegabschnitt. Die Strecke durch den Wald ist nämlich identisch mit dem Verlauf der alten Römerstraße zwischen Weißenburg und Pfünz, wo einst wichtige Kastell-Standorte waren. Der Weg war Teil des römischen Straßennetzes, das viele tausende Kilometer umfasste, mit Poststationen und Rasthäusern. Eine beeindruckende Infrastruktur, die nicht nur militärisch genutzt wurde, sondern auch für regen Handel sorgte.
Der Burgus: Rätselhafte Ruinen
Am Ende des Waldstücks steht man nun vor der Entscheidung: Zurück zum Ausgangspunkt am Burgsalacher Sportplatz, oder die große, 12,7 Kilometer lange Runde einschlagen? Die gute Nachricht lautet: es gibt auch eine Zwischenlösung. Die sieht so aus, dass man noch einen kurzen Abstecher zum sogenannten „Burgus“ macht und anschließend zum Ausgangspunkt zurückkehrt.
„Kinder und Erwachsene erfahren von den Infotafeln am Weg wirklich viel Neues über die Antike!“
Miriam Zöllich
Der Burgus ist eine sehr sehenswerte Ausgrabungsstätte, versteckt in einem kleinen Wäldchen. Früher nannten die Einheimischen die steinernen Ruinen „Altes Schlösschen“, da sie über den römischen Ursprung nicht Bescheid wussten. Erst um 1800 gingen erste Wissenschaftler davon aus, dass es sich bei den Mauern um Überreste aus der Antike handelte. Doch was für ein Gebäude stand hier? Und wie sah es aus? Darüber sind sich die Archäologen noch nicht ganz einig. Vor allem deshalb, weil der Umriss für die Gegend am Obergermanisch-Rätischen Limes unüblich war und eher Bauten in Nordafrika glich. Strittig ist auch noch die ehemalige Funktion des Bauwerks: War der Burgus eine militärische Basis zur Bewachung des Grenzwalls, eine römische Poststation oder doch ein Gasthaus für Reisende?
Noch mehr Römerwissen?
Vom Burgus aus geht es nun am Waldrand wieder zurück zum Parkplatz am Burgsalacher Sportplatz. Wissen rund um die römische Vergangenheit der Gegend hat man zwar sowohl auf der kleinen als auch der großen Route reichlich angesammelt, doch wer noch immer nicht genug von den Römern bekommen hat, kann gerne noch aufstocken. Eine gute Anlaufstelle in unmittelbarer Nähe ist das Limes-Informationszentrum in Weißenburg. Auch das Römermuseum und die römischen Thermen sowie das weitläufige Gelände des Reiterkastells Biriciana mit der Rekonstruktion des Nordtores befinden sich hier. Sehenswert sind außerdem das Limeseum in Ruffenhofen und der Limes-Wanderweg in Theilenhofen. Ja, die Römer waren sehr aktiv in dieser Gegend – die wussten halt damals schon, wie schön es hier ist!
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich auf Spurensuche entlang des Römererlebnispfades zu begeben, kann sich unter www.burgsalach.de und beim Tourismusverband Fränkisches Seenland unter www.fraenkisches-seenland.de/roemer noch näher informieren. Burgsalach ist über das Busnetz der Region erreichbar, umliegende Römerattraktionen sind ebenso meist per Bus oder Bahn erschlossen. Der Erlebnispfad führt durch den Lebensraum vieler verschiedener Tier- und Pflanzenarten, deswegen sei abschließend noch auf angemessenes Verhalten in der Natur hingewiesen.
© Miriam Zöllich © Miriam Zöllich