Fichtelgebirge: Ein Ranger im Luchs-Revier

Ronald Ledermüller aus Bad Alexandersbad ist Ranger im Naturpark Fichtelgebirge. Dieser ist das „Revier“ für Wanderer, Mountainbiker und Naturgenießer – sowie für Luchs-Dame Julchen, der Ronald Ledermüller besondere Aufmerksamkeit schenkt.

Wenn man Wein mit Familiennamen (und Sisi mit Vornamen) heißt, passt es wunderbar, wenn man über den Frankenwein schreiben darf. Und über Frankens kulinarische Besonderheiten. Über Natur, Traditionen und Kultur. Und vor allem über die Menschen, die das Urlaubsland so besonders machen. Das tue ich, seitdem ich vor rund 20 Jahren als Journalistin vom Bayerischen Wald in den Naturpark Altmühltal gezogen bin. So vereint meine Arbeit zwei meiner Lieblingsdinge: Schreiben und Reisen – denn noch immer ist jeder Recherche-Besuch in Franken wie Urlaub, bei dem unglaublich spannende und gastfreundliche Menschen meinen Horizont erweitern.

Mit den „Hausbesuchen“ begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Diesmal streife ich mit Ranger Ronald Ledermüller durch den Naturpark Fichtelgebirge und lerne hoffentlich „seine“ Luchs-Dame Julchen kennen.

Vom Turm der 939 Meter hohen Kösseine schweift der Blick über die grünen Wogen des Fichtelgebirges, das sich wie ein riesiges Hufeisen aus Granit im Norden Frankens erstreckt. Markant erheben sich die Gipfel von Ochsenkopf und Schneeberg, von Großem Waldstein und der Platte über den dunklen Bergwäldern. „Hier ist unser Julchen unterwegs“, weist Ronald Ledermüller in die Ferne, „eine wunderschöne Dame“.

Jägerin auf Samtpfoten

Julchen, so heißt das junge Luchs-Weibchen, das im August 2020 im Fichtelgebirge wieder frei gelassen wurde, nachdem es im Bayerischen Wald als Waisenkind gefunden worden war. Sie ist wirklich eine Schönheit mit ihrem Fleckenmuster und den typischen Pinselohren. Eine hervorragende Jägerin ist sie außerdem: Aus bis zu 50 Metern Entfernung hört sie das Rascheln einer Maus, wenn sie zum Sprint ansetzt, beschleunigt sie problemlos auf bis zu 70 Stundenkilometer. Doch nicht nur wegen ihrer Schnelligkeit käme es einem Sechser im Lotto gleich, würde man sie in freier Wildbahn entdecken: Luchse sind nicht nur nachtaktiv, sondern auch extrem scheu und mit ihrem Fleckenmuster perfekt getarnt.

Umso mehr freut sich Ronald Ledermüller, wenn Julchen in eine seiner Foto-Fallen tappt. Denn das ist der Beweis dafür, dass sich die junge Luchsin im Fichtelgebirge wohlfühlt und den Naturpark als Revier anerkennt. Das wiederum erhöht die Hoffnung auf eine neue Luchs-Population im Fichtelgebirge – wenn sich ein passender Kater findet. Früher waren Luchse in Deutschland weit verbreitet, doch aufgrund der immer stärkeren Besiedelung durch die Menschen und gnadenloser Bejagung verschwanden sie im 19. Jahrhundert ganz. Erst in jüngster Zeit begann man mit der Wiederansiedlung der faszinierenden Pinselohren. Heute gibt es wieder vereinzelte Vorkommen im Bayerischen Wald und im Harz. „Das Fichtelgebirge liegt auf dieser Mittelgebirgs-Achse genau dazwischen“, erklärt Ronald Ledermüller, „und ist damit ein wichtiger Trittstein für eine sich wieder neu entwickelnde Luchs-Population in Deutschland“.

© Stadt Selb

Wertschätzung durch Wissen

Julchen und ihre möglichen Nachkommen im Auge zu behalten, nennt man Monitoring, was zu Ronald Ledermüllers Aufgaben als Naturpark-Ranger zählt. „Vor allem aber tragen wir die Naturpark-Idee hinaus in die Fläche“, fasst der Ranger seine Arbeit zusammen. „Wir sind sozusagen die Gesichter der Naturparke.“ Deren wichtigstes Ziel ist die Balance zwischen Mensch und Natur, denn ein Großteil der Naturpark-Fläche wird vom Menschen bewirtschaftet. „Es geht außerdem darum, eine Region zukunftsfähig zu machen, ohne dass der Schutz von Tieren und Pflanzen darunter leidet.“ Diese Aufgabe könne ein Naturpark nur erfüllen, „wenn sowohl die Einheimischen als auch die Touristen der Natur Wertschätzung entgegen bringen. Und diese erreicht man nur über Kommunikation und Wissen“, ist er sich sicher. Deshalb bieten die Ranger Führungen an oder arbeiten mit Kindergärten und Schulen zusammen.

„Wir Ranger verteilen keine Strafzettel.“

Ronald Ledermüller

Für den studierten Forstwirt Ledermüller ist sein Beruf ein Lebenstraum, der in Erfüllung geht. Seit 2020 sommers wie winters draußen unterwegs – der ehemalige Geschäftsführer des Naturparks Fichtelgebirge kann sich nichts Schöneres vorstellen, denn: „Genau das wollte ich schon mein Leben lang machen.“ Und er hat eine klare Vorstellung, wie seine Kollegen und er an die Besucher des Naturparks herantreten können: „Wir Ranger drängen uns nicht auf“, betont er „und verteilen auch keine Strafzettel. Aber wir sensibilisieren die Menschen und wollen sie für unsere heimische Natur begeistern – das bringt mehr als ein Verbotsschild“. Ein wichtiger Ansatz in einer der schönsten Mittelgebirgslandschaften: Das Fichtelgebirge lockt Erholungssuchende mit einer breiten Palette an Freizeitangeboten über Wandern, Mountainbiken und Klettern bis hin zu Wintersport in Form von Skifahren oder Langlauf. Die reiche Prozellankultur, die Luisenburg-Festspiele, berühmte Kurorte wie Bad Berneck oder Bischofsgrün und auch die klassische fränkische Küche bieten weitere abwechslungsreiche Möglichkeiten für eine wohlverdiente Auszeit.

Besucherlenkung auf Augenhöhe

Das rund 1.000 Quadratkilometer große Fichtelgebirge haben sich die drei Ranger des Naturparks untereinander aufgeteilt. Ronald Ledermüller ist für den Süden rund um Wunsiedel und seine Heimatgemeinde Bad Alexandersbad bis zur tschechischen Grenze und in die nördliche Oberpfalz zuständig. Gerne legt er die Strecken auf seinem Dienst-E-Bike zurück. „Gerade E-Biker werden bei uns immer wichtiger“, so der Ranger: „Deshalb braucht es auch hier eine sanfte Besucherlenkung – und da ist es von Vorteil, wenn ich ihnen sozusagen auf Augenhöhe begegne.“ Zu Ronald Ledermüllers Lieblingsplatz im Fichtelgebirge geht es dann aber doch zu Fuß: Es ist der Burgstein, der Hausberg von Bad Alexandersbad und seine „persönliche Auflade-Ecke“. Vielleicht hat er ja doch einmal Glück und entdeckt hier Julchen auf der Pirsch. Und selbst wenn ein tierischer Romeo für jede Menge Luchs-Nachwuchs sorgen sollte: Sein „Julchen“ und ihre einzigartige Fellzeichnung wird Ranger Ronald Ledermüller bestimmt immer erkennen.

© FrankenTourismus / Sat.1 Bayern

Noch mehr Inspiration im Video: www.sat1.de

Wer viel Glück hat, beobachtet im Naturpark Fichtelgebirge Ronald Ledermüllers Luchs-Dame. Aber auch ohne tierische Begegnung lohnt sich ein Besuch, denn das Fichtelgebirge ist eine hervorragende Urlaubsregion für Aktivurlauber und Naturliebhaber. Weitere Informationen zum Naturpark finden sich unter www.naturpark-fichtelgebirge.org, über das Freizeitangebot informiert www.fichtelgebirge.bayern. Die Region ist gut über das regionale Bus- und Bahnnetz erschlossen und schnell von Nürnberg, Bamberg oder Bayreuth aus erreicht. Abschließend sei auch noch auf angemessenes Verhalten im Naturpark hingewiesen.

Sisi Wein

Verfasst von Sisi Wein
am 4. Februar 2022 unter Hausbesuche Franken, Nachhaltiges Franken mit den Schlagwörtern Fichtelgebirge, Naturpark, Ranger.

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    Wirklich spannend! Luchse sind unglaublich faszinierend. Ich komme aus dem Harz und habe Luchse bislang nur im Luchsgehege gesehen. Wir wandern sehr oft und sind auch teilweise nachts unterwegs, aber in freier Wildbahn habe ich leider noch keine Begegnung machen können.
    Ich drücke die Daumen, dass sich Julchen weiterhin so wohl fühlt.
    Herzliche Grüße,
    Maddie vom Outdoor-Blog Maddieunterwegs

      Avatar
      Tourismusverband Franken e.V.6. Mai 2022 um 14:32 Uhr

      Hallo Maddie,

      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Luchse sind schon ganz besondere Tiere und wir würden uns darüber freuen, wenn sie auch hier in Franken bald wieder heimisch werden. Wir drücken dir fest die Daumen, dass du irgendwann das Glück hast, einen Luchs in freier Natur zu sehen!

      Schaue dir bis dahin gerne auch die Blogeinträge aus den anderen fränkischen Regionen zum Thema Wandern an und stöbere dich durch das Reiseland Franken!

      Liebe Grüße in den Harz
      Das Team des Tourismusverband Franken

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