Städteregion Nürnberg: Der „Ladykiller“ aus der Steinbach Bräu
Dass seine Steinbach Bräu einmal die größte Brauerei Erlangens sein würde, hätte sich Christoph Gewalt früher nicht träumen lassen. Heute hat die Brauerei in der Städteregion Nürnberg nicht nur köstliche Spezialbiere im Angebot: Im eigenen Museum werfen die Gäste auch einen Blick hinter die Kulissen.
Hallo, mein Name ist Caro Feller, ich wohne in Ingolstadt im Süden des Naturpark Altmühltal, komme aber ursprünglich aus der Nähe von Aschaffenburg und habe in Erlangen studiert – bin also eine waschechte Fränkin. Deshalb bin ich auch als Redakteurin so gerne draußen in Frankens wildromantischer Natur, quirligen Städten und idyllischen Orten unterwegs und schreibe über spannende Begegnungen mit sympathischen und liebenswerten Menschen.
Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Heute schaue ich Christoph Gewalt in der Familien- und Traditionsbrauerei Steinbachbräu in Erlangen über die Schulter.
Die Jungstörche werden flügge: Noch etwas wackelig auf den Beinen proben sie hoch über den Köpfen der BiergartenbesucherInnen ihre ersten Start- und Landemanöver. Den Horst auf dem Dach der Steinbach Bräu in Erlangen fliegen die Störche seit 25 Jahren an – genauso lange, wie es die Gasthausbrauerei gibt. Seit der Wiedereröffnung 1995 knüpft Diplom-Braumeister Christoph Gewalt an die lange Brautradition seiner Familie an.
In der Erlanger Hauptstraße 116, seit 1861 Sitz der Familie, wurde schon vor dem Dreißigjährigen Krieg Bier gebraut. War sie früher Brauerei und Mälzerei in einem, konzentrierte sich Christophs Vater Dieter Gewalt ab 1923 ausschließlich auf die Mälzerei. Christoph sollte sie fortführen – doch er hatte andere Pläne. „Nur Malz, das war mir ein bisschen zu trocken“, erklärt Christoph Gewalt, der von Kindesbeinen an im elterlichen Betrieb mit half. Nach seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer in Freiburg, Berlin und Dortmund sowie einem Studium in Weihenstephan wagte der Urenkel des Firmengründers den Schritt zur eigenen Gasthausbrauerei. Die Mälzerei übernahm sein Bruder Jörg.
„Bierbrauen ist wie Backen“
Christoph Gewalt
Für Christoph Gewalt ist Bierbrauen eine Kunst. Obwohl nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser bei der Herstellung verwendet werden, gibt es mit Zeit, Temperatur und Rohstoffqualität viele Faktoren, die den Geschmack beeinflussen. Für Gewalt liegt da der Vergleich mit dem Backen nahe: „Für einen Kuchen ist ja auch entscheidend, wie groß die Eier sind, wie lange sie geschlagen werden und ob der Teig am Ende noch mit einem Spritzer Zitrone verfeinert wird“. Nicht zu vergessen: Alle Brauzutaten sind Naturprodukte, weshalb jeder Sud ein bisschen anders ist.
Biergenuss im Laufe der Jahreszeiten
Gebraut werden in der Steinbach Bräu jeweils drei Biersorten gleichzeitig. Zwei davon, das helle, untergärige „Storchenbier“ – angelehnt an die „Haustiere“ der Brauerei – und das „Goldblondchen“, ein fruchtiges, kräftiges Weißbier, sind immer im Angebot. Die dritte Sorte wechselt als „Bier des Monats“ je nach Jahreszeit. Der „Erlanger Sommer“ zum Beispiel oder das „Summer of ’67“, Christoph Gewalts Lieblings- und Geburtstagsbier, gibt es nur in der warmen Jahreszeit. Der „Ladykiller-Weizenbock“ hingegen setzt mit seinen 16,3 Prozent Stammwürze einen Höhepunkt im Herbst. Geschmackssache ist das „Scotty“, ein rauch zartes, mit Whiskeymalz hergestelltes Bier. „Das wird nur gebraut, wenn ich im Urlaub bin. Ich bin nämlich überhaupt kein Rauchbierfan“, gibt Christoph Gewalt schmunzelnd zu.
Am besten genießt man diese süffigen Ergebnisse der Handwerkskunst direkt vom Fass – zum Beispiel im gemütlichen Biergarten unter der großen Eiche oder im Sudhaus der modernen Gasthausbrauerei. Für zu Hause kann man sich das Steinbach-Bier in Zwei-Liter- Flaschen, im Fünf-Liter-Fässchen, kistenweise ab Hof oder sogar im großen Eichenholzfass mitnehmen.
„Nur das Beste für die Gäste – und für die Störche!“
Christoph Gewalt
Die Steinbach-Bräu und die Bierstadt Erlangen stehen übrigens exemplarisch für den außergewöhnlichen Biergenuss in Franken und vor allem in der Städteregion Nürnberg. So kann man zum Beispiel in der Hausbrauerei Altstadthof in Nürnberg das typische Nürnberger Rotbier verkosten und anschließend bei einer Führung durch die Felsenkeller unter der Nürnberger Kaiserburg die Bierstadt Nürnberg kennenlernen. Auch Fürth und Schwabach bieten mit dem „Grüner Brauhaus“, dem „Grüner Felsenkeller“ und den Führungen „Das Brauwesen in Schwabach“ oder „Das Kellerlabyrinth auf dem Pinzberg“ zahlreiche Angebote für Bierliebhaber und Bierliebhaberrinnen. Ebenfalls bekannt ist die pulsierende Städteregion für ihren Kunst- und Kulturreichtum sowie zahlreiche Rad- und Wandermöglichkeiten im Umland der urbanen Zentren.
©Christoph Gewalt
Braugeschichte auf dem Gerstenboden
Für Biermomente sorgt im Betrieb von Christoph Gewalt nicht nur der Genuss desselben, sondern auch das Museum auf dem Gerstenboden der Steinbach Bräu, das der Braumeister 2008 selbst initiiert hat. Die Ausstellung vermittelt viele Themen rund ums Bier: von speziellen Malzsorten wie Sauer- oder Rauchmalz bis zur traditionellen Bier- und Fassherstellung in der Bierstadt Erlangen. Wer noch mehr über die Steinbach Bräu erfahren möchte, bucht am besten direkt eine Führung.
Bekannt ist die Brauerei in Erlangen übrigens auch als „Storchen Bräu“, schließlich sind die BrauerInnen hier automatisch auch Storch-Experten. Bevor Haus-Storch „Steiner“ im Frühjahr von seinem Winterquartier im Süden zurückkommt und auf der Plattform einzieht, muss das Nest ausgebessert und von Müll befreit werden. „Es ist erstaunlich, was die Störche alles anschleppen!“, sagt Christoph Gewalt. Eine Menge Arbeit: „Bei uns gilt: nur das Beste für die Gäste – und für die Störche!“ Und wie das so ist mit den Störchen und dem Nachwuchs, steht mit Christophs Sohn Florian Gewalt schon die nächste Brauer-Generation in den Startlöchern.
Wer nun Lust auf ein erfrischendes und schmackhaftes Bier der Steinbach Bräu bekommen hat oder Interesse an einem Kasten „Storchenbier“ für Zuhause, der erhält hier weitere Informationen. Der Biergarten und die Gaststube sowie die gesamte Städteregion Nürnberg sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln des Großraums Nürnberg (VGN) und den Zügen der Deutschen Bahn hervorragend angebunden.
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