Lebensraum zum Wohlfühlen im Fränkischen Weinland
Bio und Bausewein: Das gehört einfach zusammen! Seit 1995 widmet sich das Weingut in Iphofen dem biologischen Weinbau und gehört damit zu den Vorreitern im Fränkischen Weinland.
Wenn man Wein mit Familiennamen (und Sisi mit Vornamen) heißt, passt es wunderbar, wenn man über den Frankenwein schreiben darf. Und über Frankens kulinarische Besonderheiten. Über Natur, Traditionen und Kultur. Und vor allem über die Menschen, die das Urlaubsland so besonders machen. Das tue ich, seitdem ich vor rund 20 Jahren als Journalistin vom Bayerischen Wald in den Naturpark Altmühltal gezogen bin. So vereint meine Arbeit zwei meiner Lieblingsdinge: Schreiben und Reisen – denn noch immer ist jeder Recherche-Besuch in Franken wie Urlaub, bei dem unglaublich spannende und gastfreundliche Menschen meinen Horizont erweitern.
Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Heute nächtige ich im romantischen Bio-Wein-Hotel Bausewein im Fränkischen Weinland.
Sobald man auf die Gästeterrasse im ersten Stock des Weinhotels Bausewein tritt, summt, brummt und duftet es. Hausherrin Sabrina Bausewein hat hier einen Ort geschaffen, an dem sich die Gäste genauso wohlfühlen wie die Schmetterlinge und Bienen, die Kurs nehmen auf die bunte Pflanzenlandschaft in Töpfen und Balkonkästen. Zusammen mit ihrem Mann Matthias Popp betreibt Sabrina das Altstadthotel Bausewein im Fränkischen Weinland. Ein rundum einladendes Haus direkt an der Iphöfer Stadtmauer mit einer flammend roten Fassade, lichtdurchfluteten Zimmern und einer holzgetäfelten Weinstube, die zu den Reiseempfehlungen von „Franken – Wein.Schöner.Land!“ zählt.
Die Bauseweins sind leidenschaftliche Gastgeber und seit Generationen Winzer:innen. Doch erst Sabrinas Eltern Karl Josef und Ursula entschieden sich dafür, die Trauben nicht mehr an eine Genossenschaft zu liefern, sondern ihren Wein selbst auszubauen und zu vermarkten. Zunächst geschah dies auf konventionelle Weise: „Das Thema Bio war damals im Weinbau noch gar nicht richtig greifbar“, erzählt Sabrina Bausewein, „auch nicht für meine Eltern.“ Doch dann häuften sich bei ihrer Mutter gesundheitliche Probleme, die direkt mit der Arbeit im Weinberg zusammenzuhängen schienen. „Da hat mein Vater umgedacht und als erstes die intensivsten Spritzmittel und Dünger weggelassen. Nicht nur, dass es daraufhin meiner Mutter viel besser ging. Mein Vater hat auch beobachtet, dass viel mehr Leben in den Weinberg zurückkehrte.“
1995 stellte Karl-Josef Bausewein ganz auf Bio um, was zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige Betriebe getan hatten. „Es war sehr mutig, diesen Weg zu gehen – mit zwei kleinen Kindern und auch einem großen finanziellen Risiko. Dafür bewundere ich meine Eltern“, so Sabrina Bausewein. Mittlerweile haben sie und ihr Mann den Betrieb übernommen und selbst zwei Kinder. Kennengelernt haben sich die beiden passenderweise auf einem Weinfest im nahen Kitzingen, wo Matthias Popp als Journalist arbeitete. Kitzingen war für ihn eigentlich nur als Zwischenstation geplant. „Doch Sabrina konnte mit ihrem Hotel ja schlecht umziehen“, erinnert sich Matthias Popp, „und der Weinbau hat mich fasziniert“. Deshalb sattelte der studierte Germanist auf Winzer um und Sabrina konnte sich als Hotelmeisterin weiter um das 2004 gebaute Hotel kümmern.
Den Weg, den Sabrinas Eltern eingeschlagen haben, gehen die beiden konsequent weiter. Auf 5,5 Hektar wachsen ihre Weine – in Iphofen auf Keuperboden und in Dettelbach auf Muschelkalk. „Diese verschiedenen Weinbergsböden kann man hervorragend schmecken“, begeistert sich Matthias Popp: „Das zeigt sich vor allem beim Silvaner: Wächst er auf Muschelkalk, ist er filigran und mineralisch. Kommt er vom Keuper, wird er cremig und voluminös“. Begeistert zeigten sich auch die Juroren und Jurorinnen des „Internationalen Bioweinpreises“, bei dem die Weine der Bauseweins mehrmals ausgezeichnet wurden – 2020 sogar als bester Silvaner im Wettbewerb. Im „Wengert“ der Bauseweins wachsen neben Silvaner auch Scheurebe, Kerner, Spätburgunder, Bacchus, Müller-Thurgau und Regent. Dem Silvaner aber sind sie besonders verbunden. „Er ist unsere große Stärke und unser Steckenpferd“, betont Sabrina Bausewein.
„Es ist viel mehr Leben in den Weinberg zurückgekehrt.“
Sabrina Bausewein
Auf Insektengifte, Unkrautspritzmittel oder künstliche Düngemittel verzichten die Bauseweins komplett. Deshalb fühlen sich im Weinberg auch Grashüpfer oder Hummeln wohl. Zwischen den Reben wachsen Klee, Luzerne, Esparsette oder Wicken. „Diese Pflanzen nehmen Stickstoff aus der Luft auf, lagern ihn in ihren Wurzeln ein und stellen ihn als natürlicher Dünger den Reben zur Verfügung“, erklärt Matthias Popp. Zudem hat er im Weinberg mehrere „Lebenstürme“ errichtet: Sie bieten Steinriegel für Salamander, Reisig für Insekten, Sitzstangen für Greifvögel und Totholz für Käfer.
Damit sich die menschlichen Gäste ebenso wohlfühlen, setzen Sabrina Bausewein und Matthias Popp auch im Hotel auf so viel Natürlichkeit wie möglich. Zum „Regio-Frühstück“ gibt es Bio-Marmelade, selbstgebackene Brötchen und Iphöfer Honig. Die Möbel in den Zimmern sind aus Kirschbaum gefertigt, aus der Steckdose kommt Ökostrom und geputzt wird mit effektiven Mikroorganismen. Deshalb wurde das Hotel auch mit dem „Umweltsiegel in Gold“ ausgezeichnet. Doch das ist den beiden noch nicht genug: In einem ihrer zehn Zimmer haben sie den Versuch gestartet, bei der Ausstattung ganz auf erdölbasierte Produkte zu verzichten. Stattdessen verwendeten sie zum Beispiel Vorhänge aus Schafwolle oder Mineralputz für die Wände.
Ihre Begeisterung für Natur und Weinkultur geben Sabrina und Matthias gerne weiter, etwa bei Weinproben oder bei Führungen zur Artenvielfalt im Weinberg. „Das ist genau das, was ich will“, erläutert Sabrina Bausewein ihr Credo: „Lebensraum für andere schaffen: im Weinberg und im Hotel, für Tiere und für meine Gäste“.
Wer nun gerne selbst eine Nacht mit „Regio-Frühstück“ im Bio-Wein-Hotel Bausewein verbringen will, findet weitere Informationen unter www.biobausewein.de. Das Fränkische Weinland ist gut durch ein überregionales Bus- und Bahnnetz erschlossen, so ist Iphofen etwa ein Halt an der Bahnstrecke Nürnberg-Würzburg. Iphofen und das gesamte Fränkische Weinland laden nicht nur auf einen leckeren Schluck Frankenwein ein, sondern bieten auch viele Möglichkeiten zum Radfahren, Wandern und Kulturgenuss.