Mein perfekter Tag in…Bayreuth
Während man durch die barocke Innenstadt Bayreuths schlendert folgt man den Spuren der bedeutendsten historischen Persönlichkeiten der Stadt: Dem Komponisten Richard Wagner und Markgräfin Wilhelmine.
Wie sieht ein perfekter Tag in einer der 15 Fränkischen Städte aus? Mit dieser Frage im Gepäck haben sich unsere Journalistinnen und Journalisten aufgemacht und die Fränkischen Städte einen Tag lang ausgekundschaftet. Auf den Spuren von Richard Wagner und der Marktgräfin Wilhelmine wandeln Besucherinnen und Besucher durch das barocke Bayreuth.
Stadtgeschichte erleben
Um meinen Tag in Bayreuth von Beginn an besonders zu gestalten, beginne ich mit einem privaten, geführten Stadtrundgang durch die historische Innenstadt. Dabei folge ich den Spuren bedeutender Persönlichkeiten, die die Stadt geprägt haben, wie Markgräfin Wilhelmine oder der Komponist Richard Wagner.
Mein Weg führt mich durch das mittelalterliche Gassenviertel, vorbei am Neuen Schloss und den beeindruckenden barocken Prachtbauten des 18. Jahrhunderts in der Friedrichstraße. Im Anschluss besuche ich den Hofgarten, der mich zum „Wahnfried“ bringt, dem ehemaligen Wohnhaus Richard Wagners. Hier befindet sich seit 1976 das Richard Wagner Museum. In der umfangreichen Dauerausstellung wird in drei Teilen das Leben und Werk Richard Wagners, die Geschichte der Bayreuther Festspiele sowie die nachhaltige Wirkung seines Schaffens eindrucksvoll dokumentiert.
Wer noch weiter auf Wagners Spuren wandeln möchte, der kann dem 2013 entstandenen “Walk of Wagner” folgen. Dieser führt von seinem Wohnhaus über mehrere Stationen bis zum Festspielhaus. Eine Begleitbroschüre des Weges mit einer ausführlichen Beschreibung der Bedeutung der einzelnen Stationen in Wagners Leben ist in der Tourist-Information und online erhältlich.
Das Markgräflichen Opernhaus
Nach diesem ersten Rundgang durch die Stadt, möchte ich auf eigene Faust noch etwas tiefer in die Geschichte der Markgräfin von Bayreuth eintauchen.
Wilhelmine liebte die Musik und ließ daher das Markgräfliche Opernhaus errichten. Entstanden ist dabei ein einzigartiger Klangpalast, der heute zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Das Gebäude, ein wahres Meisterwerk des Rokokos, wurde ab 1744 in nur vier Jahren Bauzeit von dem italienischen Stararchitekten Giuseppe Galli Bibiena und seinem Sohn Carlo im Auftrag des Markgrafenpaares Friedrich und Wilhelmine errichtet. Seit 2018 erstrahlt es nach aufwendiger Sanierung in neuem Glanz und ist an Pracht kaum zu überbieten. Die UNESCO würdigte das Haus als „einzigartiges Monument der europäischen Fest- und Musikkultur des Barock“. Es sei eines der bedeutendsten architektonischen Zeugnisse der absolutistischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts und ist in seiner ursprünglichen Form und Gestalt unverändert erhalten geblieben.
Zeit für Genuss
Nach all den faszinierenden Erlebnissen in der Geschichte ist es nun an der Zeit, neue Energie zu tanken. In der Innenstadt von Bayreuth erwartet mich abwechslungsreiche Gastronomie, die keine Wünsche offenlässt. Ich habe die Qual der Wahl zwischen dem traditionsreichen Gasthaus Wolffenzacher, dem Wirtshaus Oskar am Markt und der Dötzer Restauration.
Besuch des Festspielhauses
Gestärkt durch die Bayreuther Spezialitäten mache ich mich auf den Weg zum Festspielhaus. Das von Richard Wagner im 19. Jahrhundert erbaute Bayreuther Festspielhaus ist eine der größten Opernbühnen der Welt und führt mich zum Schauplatz der Werke Richard Wagners bei den Bayreuther Festspielen. Das Gebäude mit seiner schlichten roten Backsteinfassade genießt dank seiner hervorragenden Akustik im Inneren einen exzellenten Ruf. Von Mai bis Ende August bleibt das Festspielhaus aufgrund von Proben und Aufführungen für Besichtigungen jedoch meist geschlossen. Doch die beeindruckende Open-Air-Ausstellung „Verstummte Stimmen“ bietet eine gute Alternative. Hier erhält man tiefgreifende Einblicke in das Schicksal der verfolgten, vertriebenen und teilweise ermordeten Mitwirkenden der Festspiele, die während der Zeit des Nationalsozialismus vor allem jüdischen Ursprungs waren.
Bayreuths Eremitage
Mein Weg führt mich anschließend noch einmal auf Wilhelmines Spuren. Nur eine kurze Fahrt entfernt liegt die etwas außerhalb des Stadtzentrums gelegene historische Park- und Schlösseranlage Eremitage. Die Eremitage in Bayreuth, ein Meisterwerk barocker Garten- und Schlossarchitektur, hat ihre Wurzeln im frühen 17. Jahrhundert. 1616 als Jagdgebiet erworben, begann die Transformation des Gebiets unter Markgraf Christian Ernst im Jahr 1666 mit der Schaffung eines Tiergartens. Markgraf Georg Wilhelm erweiterte dieses Konzept später durch den Bau eines Schlosses, das als zentrale Bühne für höfische Eremitenspiele diente.
Die entscheidende Wendung in der Geschichte der Eremitage kam 1735, als Markgraf Friedrich die Anlage seiner Frau Wilhelmine schenkte. Wilhelmine, eine Frau von außerordentlichem Geschmack und künstlerischem Einfluss, machte sich sofort daran, das kleine Schloss zu erweitern und zu einem Schmuckstück des Rokokos zu gestalten. Ihr kultureller und ästhetischer Einfluss ist besonders im Alten Schloss und im Damenflügel zu erkennen, wo die kunstvollen Raumgestaltungen ihre Gedankenwelt und künstlerische Vision widerspiegeln.
Ein architektonisches Meisterwerke entsteht
Unter ihrer Führung entstand das Neue Schloss, ein architektonisches Wunderwerk, das mit seiner eindrucksvollen Parkarchitektur besticht. Der Sonnentempel und die angrenzenden Arkadentrakte sind nicht nur bauliche Meisterleistungen, sondern auch symbolische Darstellungen mythologischer Konzepte. Wilhelmine setzte sich bewusst von der barocken Gartentradition ab, indem sie unabhängige Gartenquartiere ohne dominierende Mittelachse schuf und künstliche Ruinen und Theaterelemente integrierte. Dadurch verlieh sie der Eremitage eine einzigartige Atmosphäre und einen unverwechselbaren Charakter.
Das Neue Schloss, erbaut um 1750, ersetzte ein ehemaliges Heckenlabyrinth und bildet mit seinem innovativen Design einen starken Kontrast zum Alten Schloss. Die Architektur wurde von Wilhelmine sorgfältig geplant, um sowohl ästhetisch ansprechend als auch symbolisch bedeutsam zu sein. Der Sonnentempel symbolisiert den im Himmel angesiedelten Palast des Sonnengottes Apollo, eine Anspielung auf die göttliche und kulturelle Bedeutung des Schlosses. Die kreisförmige Anordnung der Gebäude und Gartenanlagen um den Tempel herum repräsentiert die Welt, wobei das zentrale Wasserbecken das Meer darstellt und die Vogelhäuser und Pflanzen die Elemente Luft und Erde. Die Verwendung von roten, blauen und gelben Glasflüssen sowie Bergkristallen in der Gestaltung des Sonnentempels und der Flügelbauten unterstreicht die märchenhafte und fast immaterielle Erscheinung des Gebäudes, die das himmlische Thema weiter betont.
Nach Wilhelmines Tod und dem Niedergang des Markgrafentums verfiel die Eremitage zunehmend. Erst im 19. Jahrhundert wurde das Interesse an der Anlage teilweise wiederbelebt, und nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs fanden umfangreiche Restaurierungen statt. Heute strahlt die 49 Hektar große Anlage in ihrer früheren Pracht, mit rekonstruierten Gärten und restaurierten Bauwerken. Sie bietet Besuchenden eine faszinierende Reise in die Vergangenheit und ein einzigartiges Zeugnis barocker Gartenkunst.
Biererlebnisse vom Feinsten
Nach meinem Spaziergang durch prunkvolle Gärten begebe ich mich zurück in die Stadt zu Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt. Im, laut Guinness-Buch der Rekorde, größten Biermuseum der Welt, kann ich auf über 4.500 Quadratmetern Biergeschichte und modernes Bierhandwerk mit allen Sinnen erleben. Bei einem Rundgang durch das Museum im historischen Brauereigebäude aus dem 19. Jahrhundert erhalte ich einen spannenden Einblick in die handwerklich fränkische Braukunst. Ich streife durch die Hopfenkammer und die alten Kühlschiffe, vorbei an Dampfmaschinen, glänzenden Kupferkesseln im Sudhaus bis hin zu den großen Sammlungen von Biergläsern, historischen Krügen und seltener Emailleschilder unterschiedlichster Brauereien und Biermarken. Die Tour spannt den Bogen über die historischen Wurzeln hinaus und zeigt, wie sich das Brauhandwerk über vier Generationen hinweg weiterentwickelt hat. Sie verbindet die Tradition fränkischer Bierkultur mit modernster Technik, historische Gebäude mit moderner Architektur und erlebnisreiche Information mit vielfältigem Biergenuss.
Mein abschließendes Abendessen
Das Brauwasser bezieht die Brauerei Geb. Maisel übrigens über eine private Wasserleitung direkt aus dem Fichtelgebirge. Dieses Wasser ist so gut, dass es im zur Brauerei gehörenden stilvollen Restaurant Liebesbier auch wahlweise still oder mit Kohlensäure versetzt als „Brauwasser“ auf den Tisch kommt. Ebenso wie 21 Biere vom Fass und etwa 100 Biere aus der Flasche. Diese zahlreichen Bierspezialitäten der Craft-Bier-Erlebnisbrauerei zeugen von wahrlich fränkisch-innovativem Pioniergeist. Neben der breiten Auswahl an Bieren bietet die angegliederte Brauhausgastronomie aber auch hausgemachte Limonaden, Kaffee aus der hauseigenen Rösterei sowie selbstgebackenes Brot. Dazu gibt es internationale Gerichte, Burger und Steaks – alles aus besten regionalen Zutaten.
Ein leckeres Abendessen rundet meinen aufregenden Tag in Bayreuth ab – bis zum nächsten Mal!
Von malerischen Gärten über die prunkvollen Schlösser bis hin zum markgräflichen Opernhaus: Bayreuth bietet an jeder Ecke historische Sehenswürdigkeiten. Wer möchte die Geschichte der Stadt nun einmal auf eigene Faust erkunden? Weitere Informationen rund um die nächste Urlaubsplanung finden sich unter www.bayreuth-tourismus.de. Umgeben von weiten Wald- und Felslandschaften liegt die Stadt am Fuße des Fichtelgebirges. Bayreuth ist hervorragend an das Regionalbahn- und busnetz des VGN angeschlossen – ein Ausflug lohnt sich einfach immer!