Mein perfekter Tag in… Rothenburg ob der Tauber
Wer Märchen mag, wird Rothenburg lieben! Denn die Stadt über der Tauber, auch als ‚Märchenstadt der Maler und Dichter‘ bekannt, hat schon viele Male legendären Filmemachern als Inspiration für ihre Kreationen gedient. Und das zurecht, denn Rothenburg versprüht mit seiner einmaligen, pittoresken Altstadt, den Fachwerkhäusern und der vollständig erhaltenen Stadtmauer ein regelrecht magisches Flair.
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Wie sieht ein perfekter Tag in einer der 15 Fränkischen Städte aus? Mit dieser Frage im Gepäck haben sich unsere Redakteur:innen aufgemacht und die Fränkischen Städte einen Tag lang ausgekundschaftet. Heute geht es in Rothenburg o.d.Tauber auf Entdeckungstour: Reiche Stadthistorie, fränkische Handwerkskunst und kulinarische Köstlichkeiten laden in das unvergleichliche Altstadtensemble ein.
Morgendliche Mauerrunde
Mein Tag in Rothenburg ob der Tauber startet bereits um 8 Uhr morgens. Denn auch wenn die beschauliche Stadt gerade mal 11.412 Einwohner:innen zählt – es gibt dort jede Menge zu entdecken! Die Stadtmauer Rothenburgs bietet einen sehr guten Einstiegspunkt für die Stadttour, ein Muss für alle Besucher:innen, die die Fachwerkhäuser der Stadt im goldenen Morgenlicht betrachten möchten. Wie aus einem Märchenbuch entsprungen, ragen 42 historische Türme hoch in den Himmel – ihnen verdankt Rothenburg den Spitznamen „Fränkisches Jerusalem“.
Begleitet von fröhlichem Vogelgezwitscher genieße ich den frühen Spaziergang und den
wunderschönen Ausblick auf Ecken der Stadt, die vom Boden aus unsichtbar bleiben. Die Architektur entführt in die Zeit des Mittelalters, in der die Stadtmauer noch zum Schutz der Einwohner:innen gedient hat. Es ist beeindruckend, wie detailreich die Mauern sind und mit welcher Mühe sie damals errichtet wurden. Insgesamt sollte man etwa 2,5 Stunden einplanen, um die Stadt entlang der Mauer ausgiebig zu erkunden. Da ich jedoch noch viel vorhabe, beschränke ich mich allerdings auf den Abschnitt bis zur Spitaltor-Bastei im Süden der Altstadt. Hier entdecke ich im Torbogen noch die bezeichnende Inschrift „Pax intrantibus – salus exeuntibus“ – „Friede den Eintretenden und Heil den Hinaustretenden“.
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Aus der Geschichte in die Gegenwart
Um 9:30 Uhr steht bereits der nächste Programmpunkt meiner Tour durch Rothenburg an, eine Stadtführung in einer kleinen Gruppe. Unser Gästeführer ist ein wahres Lexikon, er kennt jede verborgene Geschichte und jede noch so kleine Gasse. Er führt uns entlang malerischer Fachwerkhäuser und durch verwinkelte Straßen, immer mit einer interessanten Geschichte auf den Lippen. Auch die jüdische Geschichte der Stadt und die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sind spannend und vielfach präsent. Während des Wiederaufbaus hat Rothenburg den unverwechselbaren Charakter bekommen, der das Städtchen heute ausmacht.
Nach der Reise in die Vergangenheit kehren wir wieder zurück in die Gegenwart. Unser Stadtführer gibt uns Einblicke in die pulsierenden Traditionen Rothenburgs, von lebhaften Stadtfesten bis hin zum berühmten „Meistertrunk“. Fast bin ich etwas traurig, als sich die Führung ihrem Ende zuneigt und wir unseren Gästeführer unter Applaus verabschieden.
Grüne Oasen: Rothenburgs Gärten entdecken
Nach so viel erlebter Geschichte brauche ich erstmal eine kleine Pause, deswegen zieht es mich ins grüne Herz von Rothenburg, weg vom Trubel der Stadt. Auch der Klostergarten wirkt sehr schön und einladend, doch mein heutiges Ziel ist der Burggarten. Dieser Garten, eine Hommage an die längst vergangene Stauferburg, entpuppt sich schnell als mein Lieblingsort der Stadt. Eine ruhige Oase im Grünen mit dem Flair eines englischen Gartens. Mein Weg führt mich vorbei an hübschen Skulpturen, dem ehemaligen Gartenhaus und hin zum Figurenbeet mit seinen prachtvollen Blumen sowie einem sanft plätschernden Brunnen. Ich könnte hier Stunden verbringen, alles sieht aus wie aus einem Märchen entsprungen. Kein Wunder, dass die idyllische Aussicht mit der alten Mauer und ihren Türmen im Hintergrund auch auf einer Briefmarke der Deutschen Post zu finden ist.
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Geheimnisse des Mittelalters
Mich zieht es weiter in das Kriminalmuseum, das sich als wahrer Schatz der Geschichte entpuppt. Die Ausstellung ist viel mehr als nur eine Sammlung gruseliger Folterinstrumente; sie beherbergt auch einige Objekte der komplexen Rechtspraxis des Mittelalters. Besonders die Schandmasken hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei mir. Es ist kaum vorstellbar, wie das Leben in der damaligen Zeit war und was die Bewohner:innen als normalen Alltag empfunden haben. Die beeindruckende Sammlung von historischen Dokumenten und Verhörprotokollen gibt einen lebhaften Eindruck der Rechtsprechung im Laufe der Jahrhunderte. Ich bin mit hohen Erwartungen in das Gebäude gegangen und verlasse es mit vielen Gedanken an das Gesehene.
Ein kurzer Spaziergang bringt mich gleich zur nächsten Sammlung aus der Vergangenheit, dem RothenburgMuseum, das in den Mauern eines ehemaligen Klosters beheimatet ist. Im Inneren entfaltet sich ein Panorama der Stadtgeschichte, das vom Frühmittelalter bis zur Nachkriegszeit reicht. Man sieht, wie liebevoll die kuratierten Exponate ausgewählt worden sind, ein Traum für alle Museumsbegeisterten. Die Exponate reichen von romantischen Gemälden britischer Künstler des 19. Jahrhunderts, die Rothenburg in seiner ganzen Pracht zeigen, bis hin zur tiefgründigen Judaika-Sammlung. Ein absolutes Muss für all diejenigen, die sich für die Facetten der Geschichte begeistern. Ich könnte hier noch viele weitere Stunden die Stücke betrachten, doch ich habe noch ein paar Orte, die ich unbedingt sehen will, daher geht es für mich weiter.
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Handwerk und Weihnachtszauber
Nach den beiden Museumsbesuchen geht es für mich auf eigene Faust weiter durch die malerischen Gassen Rothenburgs. Während der Führung vorhin habe ich ein paar kleine Läden entdeckt, die ich unbedingt auch von kennenlernen möchte. Auf meinem Weg dorthin begegnen mir jede Menge Kunstwerke lokaler Handwerkskunst – von eleganter Mode bis hin zu zauberhaften Keramik-Lichthäusern. Ich habe sogar die Möglichkeit, einem Handwerker über die Schulter zu schauen, während er seiner Arbeit nachgeht. Man kann sehen, wie viel Leidenschaft hinter den einzelnen Stücken steckt und so kann ich nicht widerstehen und kaufe mir direkt ein kleines Andenken.
Ein weiteres Highlight in Rothenburg ist die Welt von Käthe Wohlfahrt. Dieser Ort hat der Stadt den liebevollen Spitznamen „Weihnachtsstadt“ verliehen. Das Weihnachtsdorf und das Deutsche Weihnachtsmuseum sind ein regelrechtes Winter-Wonderland und begeistern Groß und Klein. Auch bei mir kommt direkt Weihnachtsstimmung auf und ich bin erstaunt, wie viele Weihnachtsbräuche ich bisher noch gar nicht kannte.
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Kulinarische Reise
Nach diesen vielen Eindrücken macht sich mein Hunger bemerkbar, also mache ich mich schnell auf zu einem der familiengeführten Restaurants in der Innenstadt. Ich kann es kaum erwarten, die typisch regionale fränkische Küche zu kosten und lande zunächst auf einen fränkischen Aperitif in einer sehr einladenden Weinstube.
Noch besser wird es, als ich herausfinde, dass an dem Abend das Running Dinner „zsamm“ stattfindet. Wer jetzt nicht weiß, wovon ich spreche – es ist das fränkische Wort für „zusammen“. Das Running Dinner wurde von vier Rothenburger Gastronomiebetrieben ins Leben gerufen und steht für ein kulinarisches Erlebnis, wie es gemütlicher nicht sein könnte. Vom entspannten „Casual Dining“ bis hin zu Slow Food ist für jeden Geschmack etwas dabei und es gibt auch verschiedene vegane und vegetarische Optionen. Bei einem guten Glas Frankenwein lasse ich mich auf die lokalen Köstlichkeiten ein und genieße die gesellige Stimmung. So könnte es den restlichen Abend weitergehen, doch einen Programmpunkt habe ich noch vor mir.
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Bei Nacht und Nebel
Nach dem kulinarischen Hochgenuss führt mich mein Weg also um 21:30 Uhr zum letzten Punkt auf meiner Liste: die Nachtwächterführung. Der Rothenburger Nachtwächter empfängt unsere Gruppe mit seiner Laterne in der Hand, bereit die nächtlichen Gassen Rothenburgs zu beleuchten. Gemeinsam tauchen wir wieder in die Stadtgeschichte ein, während Rothenburg im Laternenschein seinen ganz besonderen Zauber entfaltet. Für mich ist es die perfekte Art, den rundum gelungenen Tag in Rothenburg zu beenden – ich freue mich schon auf den nächsten Besuch!
Für all diejenigen, die sich in eine Märchenwelt entführen lassen möchten, bietet Rothenburg die ideale Kulisse! Informationen für den nächsten Urlaub oder Kurztrip gibt es unter www.rothenburg.de. Inspiration für die nächste Städtereise findet man auf www.die-fraenkischen-staedte.de. Neben Rothenburg gibt es im Romantischen Franken noch vieles mehr: Wer die kulinarischen Höhepunkte Frankens entdecken möchte, ist hier genau am richtig: von Frankenwein bis hin zu lokalem Bier, kulinarische Erlebnisse gibt es zu Hauf. Und auch Radler:innen und Wanderbegeisterte kommen auf voll auf ihre Kosten. Über Ansbach bzw. Würzburg erreicht man Rothenburg ganz bequem per Regionalbahn. Weitere Informationen gibt es auf www.rothenburg.de/besuchen/planen/anreise.
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