Flauschige Freiheit in der Rhön
Die weite Landschaft der Rhön, der Blick in die freundlichen Augen eines Alpakas oder der frische Geschmack eines heimischen Biers: Unvergessliche „Rhönmomente“ sind bei Florian und Marc-André Janz im Oberelsbacher Ortsteil Ginolfs garantiert.
Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Doch erst als ich vor einigen Jahren anfing, als Redakteurin beruflich nach Franken zu reisen, ist mir klar geworden, wie unglaublich vielfältig die Region ist. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!
Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Heute bin ich in Ginolfs bei Oberelsbach unterwegs, um hier mit Flo, Marc-André und ihren Alpakas meinen persönlichen „Rhönmoment“ zu erleben.
Gutes Zureden ist vergeblich, sanftes Ziehen am Halfter hilft auch nicht. Alpaka Sitt wirft stolz den Kopf mit den rotbraunen Ponyfransen zurück und macht klar: Solange es hier am Wegesrand leckere Haselnussblätter zu fressen gibt, hat er nicht vor, einen weiteren Schritt zu tun. Aber schon ist einer der Brüder Janz zur Stelle, um auch das verfressenste Tier der Herde zum Weitergehen zu bewegen.
Verzögerungen gehören beim Wandern mit Alpakas einfach mit dazu, das geben Florian und Marc-André Janz den Teilnehmer:innen ihrer Touren gleich am Anfang mit auf den Weg. Manche Tiere wollen sofort probieren, wie das Gras auf der anderen Seite des Weidezauns schmeckt, andere drängeln, um ihren Stammplatz in der kleinen Alpaka-Karawane zu finden. Und wenn es ihnen zu bunt wird, dann legen die Hengste sich einfach hin. „Wenn die Leute zu laut oder zu hektisch sind, haben die Tiere keine Lust“, erklärt Florian, genannt Flo. Alpakas mögen es nämlich ruhig. Auf ihren Schwielensohlen schreiten sie geräuschlos durchs Rhöngras und zur Verständigung untereinander geben sie ein sanftes Brummen von sich. Diese Ruhe steckt an, haben die beiden Brüder gemerkt: „Kinder sind am Anfang oft aufgeregt und laut und erschrecken das Tier. Doch dann merken sie von selbst, dass sie ruhig sein müssen“, erzählt Flo.
Mit Anfang 20, während es viele Gleichaltrige in die Stadt zog, entschieden sich die Janz-Brüder, die Landwirtschaft der Großeltern in ihrem Heimatdorf Ginolfs, einem Ortsteil von Oberelsbach, zu übernehmen. „Wir brauchen die Freiheit um uns herum“, erklärt Flo den ungewöhnlichen Entschluss. Seit 2018 teilen sie diese Freiheit mit Alpakas. 15 Hengste und Wallache sind es inzwischen – keine Stuten, damit die Hengste sich nicht wegen der Damen in die Wolle kriegen. Eine reine „Männerwirtschaft“ ist „Rhönmomente“ trotzdem nicht, die Brüder bekommen auch weibliche Unterstützung – nicht zuletzt von ihrer Mutter, die hausgemachte Kuchen für die Wandernden beisteuert.
Was als spontaner Einfall bei einem Bierchen im Baumhaus begann, entwickelte sich schnell zur Grundlage für ein eigenes Unternehmen. Die Tiere, die ursprünglich aus Peru kommen, sind nicht nur eine niedliche Wanderbegleitung, sie bewegen sich auch sehr sicher im Steilen und können zur Landschaftspflege im schwierigen Gelände eingesetzt werden. So helfen sie mit, das zu erhalten, was die Rhön ausmacht: die „offenen Fernen“ mit weiten Panoramablicken; wo so wunderbar gewandert, geradelt oder nachts nach den Sternen gegriffen werden kann.
Die „offenen Fernen“ erleben auch die Teilnehmer:innen der rund vier Kilometer langen Alpakawanderung. Bei der Pause am Aussichtspunkt gibt es eine Stärkung – Gras und Blätter für Sitt & Co., Heu-Limo und Kuchen für die Zweibeiner. Dazu servieren die Brüder ein bisschen Alpaka-Wissen und erklären zum Beispiel, dass die Tiere mit rund fünf Jahren ausgewachsen sind, dass ihre allergiker-freundliche Wolle besonders gut wärmt und es zwei verschiedene Rassen gibt: Die Huacayas haben ein dichtes, dickes Teddyfell, das der Suris ist seidiger.
Die Touren und Fotoshootings mit den putzigen Alpakas sind beliebte Geschenke: Männer überraschen gern ihre Herzensdame mit einem der stilvollen Holzgutscheine von „Rhönmomente“ – und die Damen revanchieren sich dann mit einem Gutschein für die Bierwanderung. Dabei arbeiten Flo und Marc-André Janz mit der regionalen Initiative „Wir sind Rhöner Bier“ zusammen. Sie führen die Teilnehmenden zu den schönsten Aussichtsplätzen rund um Ginolfs, servieren unterwegs an vier Stationen Rhöner Biere und einmal zusätzlich deftige heimische Spezialitäten. „Uns ist es wichtig, dass jeder einen schönen Rhönmoment mit nach Hause nimmt“, betont Flo. Und wie sieht der perfekte Rhönmoment für ihn aus? Da muss er nicht lange überlegen: „Wenn ich oben im Baumhaus sitze, mir die Aussicht anschaue, am besten mit einem Bier in der Hand: Das ist mein Rhönmoment – und dann kommen auch die guten Ideen für unser Unternehmen.“
Auch Lust bekommen, sich von einem „Rhönmoment“ verzaubern zu lassen? Dann auf zu einem Besuch bei Flo, Marc-André und den Alpakas nach Ginolfs. Oberelsbach und Umgebung sind durch die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz der Rhön gut erreichbar und die flauschigen Wandergefährten freuen sich über Gesellschaft. Abschließend noch der Hinweis, bei Touren in der einzigartigen fränkischen Naturlandschaft auf die heimische Flora und Fauna sowie Umwelt und Mitmenschen Rücksicht zu nehmen.