Spessart-Mainland: Frische Triebe aus tiefen Wurzeln

Im Spessart-Mainland, im Herzen der fränkischen Rotweintradition, führt Philipp Giegerich zusammen mit seinem Bruder das Familienweingut in Großwallstadt in eine nachhaltigere und genussvolle Zukunft.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Die Vielfältigkeit der Region ist mir erst bewusst geworden, als ich anfing beruflich als Redakteurin nach Franken zu reisen. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Heute nimmt mich Philipp Giegerich mit auf eine Reise durch seine Familienweingut.

Nachhaltiger Weinbau wird bei den Giegerichs großgeschrieben

Kaum hat der September begonnen, schon ist der Frühburgunder reif zur Lese. Dessen Erntezeitfenster hat sich laut Philipp Giegerich in den vergangenen Jahren deutlich nach vorn verschoben, aber die heißen Sommer bescheren den Winzern auch vollreife Trauben: „Wir sind gerade noch auf der Gewinnerseite des Klimawandels.“

Dennoch ist ihm ein naturnaher, nachhaltiger Anbau sehr wichtig. Den ökologischen Weinbau lernte er während seiner Ausbildung und bei seinen ersten beruflichen Stationen kennen. Von Franken führte ihn der Weg nach Rheinland-Pfalz, in die Steiermark und sogar bis nach Neuseeland. Auch im elterlichen Weingut wurde bereits 2011 mit der Begrünung der Weinberge begonnen. Das Bio Siegel dürfen die Giegerichs ab dem Jahrgang 2023 und damit drei Jahre nach der ersten Zertifizierung verwenden. Für Philipp Giegerich ist es allerdings eher eine Bestätigung für diejenigen, die den Wein kaufen, als Ausdruck seines eigenen Anspruchs. Denn dieser geht über die Bio-Anforderungen hinaus. Der junge Winzer sieht sich als Teil eines Systems, das über mehrere Generationen Bestand haben soll. Die Rebflächen, die er mit seinem Bruder Kilian neu angepflanzt hat, sollen etwa noch in der nächsten Generation Früchte tragen – so wie die beiden Weinberge und Weingut von den Eltern übernommen haben.

© Weingut Giegerich

Die Geschichte des Weinguts Giegerich

Bis zum Urgroßvater väterlicherseits, der ein Stück Weinberg besaß, lässt sich die Familiengeschichte in Sachen Wein zurückverfolgen. Philipp Giegerichs Eltern gründeten das heutige Weingut im Jahr 1993. „Der Betrieb hat sich über die Jahre entwickelt. In allen Bereichen musste man sich immer neu erfinden und immer schauen, was man verbessern könnte, wo man hin möchte“, erklärt der Sohn, der im und mit dem Weingut aufgewachsen ist. Statt sich einfach ins gemachte Nest zu setzen, entwickeln die Brüder das Gut nun nach ihren Vorstellungen weiter. Über 15 Hektar in vier verschiedenen Gemarkungen bewirtschaften sie inzwischen.

Die Vielfalt der Lagen ist eine Herausforderung bei der Planung. Durch die unterschiedlichen Böden und klimatischen Bedingungen eröffnen sich aber auch viel mehr Möglichkeiten bei den Weinen. „Jede Lage spricht ihre eigene Sprache“, betont Philipp Giegerich. Das ist etwa der Fall beim Klingenberger Schlossberg mit seinem Buntsandsteinboden und den denkmalgeschützten Weinbergsterrassen mit den Trockenmauern: Dank des Wärme speichernden Steins war er schon früher ideal für den Anbau von Rotweinen. Auch bei den Giegerichs beträgt der Rotweinanteil rund 40 Prozent. Das Weingut liegt sogar direkt am „Fränkischen Rotwein Wanderweg“, der in Großwallstadt beginnt und auf rund 79 Kilometern bis Bürgstadt führt.

Fest verwurzelt in Großwallstadt sind die Giegerich-Brüder in den örtlichen Vereinen aktiv und natürlich auf dem jährlichen Weinberghüttenfest vertreten. Zum Weingut gehört außerdem eine Häckerwirtschaft, die mehrmals im Jahr öffnet. Philipps Mutter kümmert sich darum, dass eine zur Jahreszeit wie zu den Weinen passende Küche serviert wird. Sie bietet auch Weinbergführungen unter dem Motto „Genießen, wo’s wächst“ an.

© Daniela Moeller

Vielfalt in den Weinbergen und Weinsorten

Im Laden, wo sich die eleganten Flaschen aneinanderreihen, verdeutlichen Bodenprofile die großen Unterschiede zwischen den Lagen, aus denen die Weine der Giegerichs stammen. Spätburgunder oder die regionale Rarität Frühburgunder, Weißburgunder und Chardonnay: Die Burgunderflaschen sind wesentlich zahlreicher als die Bocksbeutel. In letztere werden hier nur traditionelle Sorten abgefüllt. „Es könnte nichts besser reinpassen als ein Silvaner“, findet Philipp Giegerich.

© Daniela Moeller

Ohnehin schätzt der junge Winzer die Vielfalt. So begeistern ihn einerseits die Möglichkeiten der Neuanpflanzungen. Dazu zählen der Sauvignon Blanc oder der für Philipp Giegerich „coole, aber auch traditionelle“ Muskateller. Andererseits legt er aber auch Wert darauf, die alten Weinberge, wo es möglich ist, zu erhalten. „Alte Reben sind wie ein älterer Mensch“, erklärt der Winzer: „Sie stehen jeden Tag bei Wind und Wetter draußen und haben ihre Erfahrungen gemacht. Sie sind anders als eine junge, ungestüme Rebe.“ Und so vereinen sich im Weingut Giegerich jahrzehntelange Erfahrung und die Dynamik der Jugend zu höchstem Weingenuss.

Na – neugierig geworden auf die vielen verschiedenen Weine der Giegerichs? Mehr Informationen rund um das Weingut Giegerich können unter www.weingut-giegerich.de nachgelesen werden. Von Qualitätswanderwegen über entspannte Momente in Heilbädern bis hin zur Räuberjagd – neben Weingenuss hat die Urlaubsregion Spessart-Mainland noch weitaus mehr zu bieten. Weitere Details hierzu finden sich unter www.spessart-mainland.de. Durch die weitläufige Anbindung an das Bus- und Bahnstreckennetz, ist die Region auch gut ohne Auto zu erreichen.

Barbara Keil

Verfasst von Barbara Keil
am 16. August 2024 unter Allgemein, Hausbesuche Franken, Weinland Franken mit den Schlagwörtern Spessart-Mainland, Wein, Weinberge, Weinland Franken, Winzer.

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