UNESCO-Welterbe in Franken: Ein Blick in die Würzburger Residenz
In der malerischen Landschaft Frankens, wo der Main seine Bahnen zieht, liegt Würzburg. Eine Stadt, die historische Eleganz mit einem pulsierenden Stadtleben verknüpft. Mit ihren 130.000 Einwohner:innen ist Würzburg nicht nur für die renommierte Julius-Maximilians-Universität bekannt, sondern vor allem auch für ihren Weinanbau. Durch ihre direkte Lage am Main bietet sie die perfekte Voraussetzung für den Anbau edler Weine. Doch das Ziel meiner heutigen Reise ist die Würzburger Residenz, eines von fünf UNESCO-Welterben in Franken.
Was macht einen Besuch an einer der fünf UNESCO-Welterbestätten in Franken so besonders? Unsere Journalist:innen haben sich auf Entdeckungsreise begeben, um die faszinierendsten Orte der Region kennenzulernen. Die Würzburger Residenz, ein Meisterwerk des Barocks, fasziniert mit ihrer Pracht und außergewöhnlichen Architektur. In den prunkvollen Sälen und detailreichen Fresken erleben Besucher:innen die Höhepunkte europäischer Baukunst. Die weitläufige Parkanlage lädt zudem zum Verweilen ein und bietet inmitten der Stadt eine Oase der Ruhe und Inspiration. Ein Besuch, der Kultur und Geschichte auf eindrucksvolle Weise vereint.
UNESCO-Welterbestätten sind herausragende Zeugnisse der Menschheits- und Naturgeschichte. Die Würzburger Residenz gehört als Meisterwerk barocker Baukunst zu den fünf Welterbestätten, die in Franken liegen.
Der Eintritt in eine Welt der Architektur
Meine Tour durch die Würzburger Residenz beginnt beim Vestibül, das insbesondere für seine architektonische Besonderheit bekannt ist. Und tatsächlich, beim Betreten des Raumes fällt sofort die überraschend niedrige Deckenwölbung auf. Zur damaligen Zeit glaubte keiner, dass die außergewöhnliche Konstruktion von Balthasar Neumann lange Bestand haben würde. Doch die Decke steht bis heute und hat als eine der wenigen Teile der Residenz sogar den Zweiten Weltkrieg überstanden. Doch auch abseits der Deckenwölbung ist das Vestibül sehr sehenswert. Sowohl die detailreichen Stuckaturen von Ludovico Bossi, als auch die illusionistischen Deckenmalereien von Franz Anton Ermeltraut und die Marmorstatuen von Minerva und Bellona, gemeißelt von Johann Peter Wagner, machen diesen Teil der Residenz zu einem Muss für alle Besucher:innen.
Leichtigkeit und Pracht im Gartensaal
Als nächstes geht es für mich in den Gartensaal. Und auch wenn die Deckenhöhe hier ebenfalls eher niedrig ist, der Raum wirkt außergewöhnlich leicht und offen. Besonders die zwölf schlanken Marmorsäulen, die das Gewölbe stützen, erwecken den Eindruck, als würde die Decke über ihnen schweben. Eine außergewöhnliche und raffinierte Konstruktion, die man eher in sakralen Bauten erwarten würde und ein eindrucksvolles Beispiel für architektonische Kreativität und Finesse. Wer den Blick weiter nach oben wandern lässt, dem fällt sofort das von Johann Zick im Jahre 1750 geschaffene Deckenfresko auf. Die Darstellungen des „Göttermahls“ und der „Rast der Diana“ kommen in ihrer Farbpracht besonders durch das Tageslicht, das durch die großzügigen Fenster strömt und die feinen Spiegelelemente, die Antonio Bossi in die Wände eingearbeitet hat, zur Geltung.
Der Aufstieg durch Meisterwerk und Licht
Wieder zurück durch das Vestibül führt mich meine Erkundungstour weiter in das herrliche Treppenhaus. Hier erwartet die Besucher:innen ein Deckenfresko, das in seiner Größe nahezu einzigartig ist. Giovanni Battista Tiepolo hat dieses meisterhafte Werk in nur drei Jahren geschaffen und ich frage mich, wie er die Weiten des Olymps in all seiner Pracht und seinem Detailreichtum in dieser kurzen Zeit realisieren konnte. Auch die Treppe selbst ist nicht weniger beeindruckend, denn je weiter das Treppenhaus nach oben führt, desto heller wird es. Balthasar Neumann hat es wahrlich verstanden, Architektur und Licht so zu kombinieren, dass das Aufsteigen fast wie ein schwebender Gang wirkt.
Oben angekommen fällt mein Blick wieder auf das Deckenfresko, das Apollo umgeben von den Kontinenten zeigt, die einst die bekannte Welt repräsentierten. Amerika, Asien und Afrika wurden in Gestalt fürstlicher Frauen dargestellt, genauso wie Europa, die zusammen mit dem Fürstbischof im Mittelpunkt steht. Dieses Bildwerk ist weit mehr als nur eine Ansammlung mythologischer Szenen. Es ist eine Huldigung an das menschliche Bestreben nach Schönheit und Ausgewogenheit. Die Präzision und Lebendigkeit jeder Linie, jeder Farbe im Fresko zeugen von Tiepolos außergewöhnlichem Talent und seiner Leidenschaft für die Kunst.
Die Stille des Weißen Saals
Der nächste Raum, der die Besucher:innen erwartet, ist der weiße Raum. Verglichen mit der Farbpracht des Gartensaals und des Treppenhauses überrascht mich dieser Raum nun beinahe mit seiner Farblosigkeit. Und tatsächlich sollte es einen bewussten Kontrast zum Treppenhaus und dem nachfolgenden Kaisersaal bilden. Im Gegensatz zu der opulenten Pracht des Treppenhauses, präsentiert sich der Weiße Saal nämlich in einer zurückhaltenden Eleganz. Die Wände, in sanftem Weiß gehalten, stehen im Kontrast zu den lebhaften Farben und dem Gold, die bisher meinen Weg gekreuzt haben. Und auch die Stuckaturen wurden in einer fast schon minimalistischen Art und Weise zur Geltung gebracht.
All das soll die Reinheit und Schlichtheit des Raumes betonen und es scheint fast so, als ob der Weiße Saal die Besucher:innen einlädt, innezuhalten und die subtile Schönheit zu würdigen. Hinter all dem steckt eine tief durchdachte Planung bei der Gestaltung des Palastes mit dem Ziel, Vielfalt und Kontrast in Einklang miteinander zu bringen.
Die Majestät im Herzen der Residenz
Nach dieser gefühlten Pause für die Augen geht es weiter zum umso prachtvolleren Kaisersaal. Schon beim Betreten des Raumes umgibt mich durch die hohe Kuppel und die zwanzig Halbsäulen aus rotem Stuckmarmor das Gefühl majestätischer Erhabenheit. Dieser Raum symbolisiert die politische Macht und den kulturellen Rang des Bistums Würzburg und ist ein wahrliches Meisterwerk barocker Architektur. An den Wänden des Saals entdecke ich drei Fresken, die in lebendigen Farben die Geschichte des Bistums innerhalb des Reiches erzählen. Die Stuckfiguren, die Neptun, Juno, Flora und Apoll darstellen, ergänzen die Pracht des Saals auf perfekte Art und Weise und spiegeln die politische Bedeutung und die künstlerische Vision dieser Epoche wider. Der Kaisersaal lässt die alte Geschichte wieder lebendig werden und führt die Besucher:innen eindrucksvoll die Größe und den Glanz der vergangenen Ära vor Augen.
Privaträume der Macht und Pracht
Meine Tour führt mich weiter in die Südlichen Kaiserzimmer, die wieder in starkem Kontrast zu der majestätischen Weite des Kaisersaals stehen. Denn diese Räume waren damals exklusiv für den Kaiser und weitere hochgestellte Persönlichkeiten während ihres Aufenthalts vorgesehen. Diese Tatsache allein lässt die Kaiserzimmer in einem besonderen Licht erscheinen. Denn sie waren Schauplatz von Vorbereitungen, politischen Beratungen und Momenten der Ruhe vor bedeutenden Ereignissen in der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches.
Die Nördlichen Kaiserzimmer sind ein Spiegelbild der südlichen Kaiserzimmer. Beide wurden von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn zwischen 1729 und 1746 sorgfältig geplant und ausgestattet. Die nördlichen Zimmer wurden damals in einer unglaublichen Geschwindigkeit fertiggestellt. Denn sie wurden erst 1743 in Angriff genommen und mussten bereits 1745 pünktlich zur Kaiserwahl Franz I. in Frankfurt, vollendet sein. Dennoch überzeugen sie in ihrer Eleganz und ihrem Detailreichtum.
Ein Fenster nach Venedig
Nach dem Besuch der Nördlichen Kaiserzimmer setze ich meine Entdeckungstour durch die Würzburger Residenz fort. Bald finde ich mich in der Staatsgalerie wieder, einem Ort, der Kunst und Geschichte auf wunderbare Art und Weise vereint. Die Galerie ist eine Zweigstelle der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und widmet sich der venezianischen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts. Hier hängen Meisterwerke von Künstlern wie Tizian, Tintoretto und Paolo Veronese. Ein wahrer Traum für alle Kunstliebhaber:innen!
Vom Barock zum Klassizismus
Weiter geht´s in Richtung der Ingelheimzimmer, benannt nach Fürstbischof Anselm Franz von Ingelheim. Ihre Pracht entfalteten sie aber erst später in der Ära von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim zwischen 1776 und 1778 und markieren somit den Übergang vom üppigen Barock zum anbrechenden Klassizismus. Der Hofstuckateur Materno Bossi und Hofbildhauer Johann Peter Wagner waren maßgeblich an der Gestaltung beteiligt. Trotz der Kriegsschäden wurden auch diese Zimmer mit großer Sorgfalt wiederhergestellt, sodass sie heute als herausragendes Beispiel des frühen Klassizismus in Deutschland gelten.
Der Klassizismus bestimmt auch den Stil des nächsten Raums, den Fürstensaal. Ursprünglich geplant als Teil der Hofkirche, vollendete man den Saal 1772 unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim. Die feinen Stuckreliefs von Materno Bossi und die sorgsam ausgewählten Möbelstücke zeugen von einer neuen Ära von Eleganz und Stil. Hier, inmitten der Stuckreliefs und dem gedämpften Licht, das durch die Fenster fällt, spürt man regelrecht den Geist des Klassizismus. Der Fürstensaal diente nicht nur als repräsentativer Raum für festliche Anlässe, sondern war auch ein Ort der Kunst und Kultur.
Ein Mosaik aus Glauben und Kunst
Meine Reise durch die Residenz findet schließlich in der Hofkirche ihr Ende, die zwischen 1735 und 1743 fertig gestellt wurde. Auch hier hat Balthasar Neumann hinter der scheinbar schlichten Fassade einen Raum geschaffen, der mit seinen kurvierten Wänden und drei ovalen Kuppeln verblüfft. Die Deckenfresken von Rudolf Byss und seinen Schülern, die filigranen Stuckaturen von Antonio Bossi und die Marmorskulpturen von Johann Wolfgang van der Auwera verleihen der Hofkirche ihr prägnantes Inneres.
Hervorzuheben sind auch die Seitenaltargemälde von Giovanni Battista Tiepolo, „Engelsturz“ und „Himmelfahrt Mariae“. Sie stellen nicht nur den künstlerischen Rang Tiepolos unter Beweis, sondern bereichern auch die spirituelle Tiefe der Kirche. Die Hofkirche dient somit als Zeugnis der Verbindung von Glauben, Kunst und Architektur – eine Einladung, die Schönheit und Geschichte dieses besonderen Ortes zu erleben.
Die grüne Oase der Residenz
Nach so viel Geschichte in den Innenräumen zieht es mich hinaus an die frische Luft in den prächtigen Garten. Dieses grüne Paradies wurde Ende des 18. Jahrhunderts als ein Ort der Repräsentation angelegt und ist eine harmonische Fusion aus Barock, Romantik und Elementen eines englischen Parks.
Es ist der perfekte Ort, um die vielfältigen Eindrücke im Innern der Residenz sacken zu lassen und durchzuatmen. Ich lasse mich durch die verschiedenen Bereiche des Gartens treiben, jeder mit seinem eigenen Charakter und Charme. Besonders schön finde ich den Ostgarten mit seinen auf drei Terrassen angelegten Beeten, die entlang der Hauptachse der Residenz verlaufen. Überall im Garten finden sich Skulpturen und kunstvolle Gitter. Sie säumen den Weg und rahmen den Blick auf die Residenz immer wieder neu ein.
Der Besuch der Würzburger Residenz war nach Bad Kissingen und dem Obergermanisch-Raetischen Limes bereits die dritte Station auf meiner Entdeckungsreise der UNESCO-Welterbe in Franken. Wohin uns die nächste Etappe führen wird? Das erfahrt ihr schon bald hier auf dem Frankenblog. Für mich geht es jetzt noch weiter in die Innenstadt Würzburgs, wo weitere tolle Highlights auf mich warten. Und ein Gläschen Frankenwein auf der alten Mainbrücke darf bei einer Reise nach Würzburg ebenfalls nicht fehlen!
Ein Besuch in der Würzburger Residenz ist mehr als nur eine Reise in die Vergangenheit – es ist ein Erlebnis für alle Sinne. Wer sich nun auch von der beeindruckenden Architektur und der einzigartigen Geschichte dieses UNESCO-Welterbes verzaubern lassen möchte, kann dies dank der hervorragenden Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr bequem und umweltfreundlich tun. Für einen unvergesslichen Aufenthalt lässt sich der Besuch perfekt mit einer idyllischen Wanderung durch die Weinberge oder einer entspannten Radtour entlang des Mains kombinieren.