Weingut Rainer Sauer
Die Winzerfamilie Rainer Sauer ließ bis 2015 im ehemaligen Wohnhaus der Familie, das zuletzt leer stand, eine charakter- und stilvoll moderne Vinothek einrichten, die aufzusuchen ein Muss ist, wenn man sich in Escherndorf des Weines wegen aufhält. Das historische Mauerwerk wurde freigelegt, gereinigt und ergänzt. Die Bodenplatte ist aus matt poliertem Terrazzo gegossen und die Aussteifung des historischen Winzeranwesens erfolgt mit einem Betonringanker. Aus dem Boden in der Vinothek wachsen die massiven Theken wie Altartische heraus und die Stehtische und Sitzbänke liegen auf handgeschmiedeten Brücken auf, die Lichtinszenierung aber stimmt andächtig. Decken und Giebelwände sind gedämmt, damit auch viele Besucher einander nicht stören, wenn sie sich bei angeregtem Gespräch den köstlichen Sauer-Weinen widmen. Ein Büroarbeitsplatz ist transparent und doch konzentriert genug hinter einer Rebzeile aus geschmiedeten Stäben vom Gastraum abgetrennt.
Diese Rebzeile führt entlang der Treppe ins Obergeschoss des vormaligen Winzerwohnhauses hinauf und in den großen, bis unter den First geöffneten Gastsaal hinein. Vorbei kommt man da an der ganz privaten Schatzkammer der Familie. Was trinkt der Winzer selbst? Hier darf man es sehen – berühren oder streicheln ist aber nicht. Aus dem großen Saal im Obergeschoss zieht es den Blick durch die vormaligen Spitzbodenfenster hinaus zu den Steillagen über Escherndorf und die geschmiedete Rebzeile scheint dem Betrachter von Anfang an den Weg dorthin weisen zu wollen. Die Deckenschale ist mit Filz verkleidet, um einen guten Schallschutz zu gewährleisten. Dem Giebel zur Bocksbeutelstraße hinaus antwortet die gegenüberliegende Stirnwand im Saal mit einer wandhohen Collage, die das Leben und Arbeiten im Weinberg ins Haus hinein zurückspiegeln will. Im Treppenhausanstieg ist der mühsame Aufstieg in die Steillagen bei Escherndorf metaphorisch nachgezeichnet. Unter einem mächtigen Sonnenball hindurch und begleitet von Lichttropfen ersteigt man den Weinberg entlang von Rebstöcken und im Angesicht der vor Ort gegebenen Bodenformationen. Die sind in der Wandgestaltung des Treppenhauses mit natürlichen Materialien nachgebildet.