Weißes Schloss
Heroldsberg wird oft auch als die „Vier-Schlösser-Gemeinde“ bezeichnet. Nicht zu Unrecht, denn gleich vier mittelalterliche Herrensitze – alle von der Nürnberger Patrizierfamilie Geuder Ende des 15. Jahrhunderts erbaut – finden sich in der 8.500 Einwohner zählenden Gemeinde.
Das sogenannte Weiße Schloss wurde 1487 von Endres Geuder erbaut. In der Barockzeit erfuhr es umfangreiche Umbauten und Veränderungen, beispielsweise durch den Anbau eines Treppenturms. Im Jahre 1928 erwarb die Marktgemeinde das Gebäude und nutzte es rund 80 Jahre als Rathaus. Nach einer umfassenden und grundlegenden Sanierung erstrahlt das Weiße Schloss seit Anfang 2017 in neuem Glanz und wurde seiner künftigen Bestimmung als kulturelles Zentrum übergeben.
Auf drei Ebenen gibt es feste und wechselnde Ausstellungen. Eines der Themen ist die äußerst interessante Ortsgeschichte Heroldsbergs vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dabei wird auch ein Stück deutscher Wirtschafts- und Industriegeschichte erzählt, schließlich wurde in Heroldsberg das Tempo-Taschentuch erfunden.
Ein weiterer Themenkomplex ist dem Künstler Prof. Fritz Griebel gewidmet. Griebel war freischaffender Künstler, später Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und nach Ende des 2. Weltkriegs deren Direktor. Fritz Griebel gilt u.a. auch als Meister des Scherenschnitts. Wechselnde Ausstellungen zeigen Ölgemälde und Aquarelle des Meisters, aber auch Graphiken, Scherenschnitte sowie Entwürfe für Gobelins der Nürnberger Gobelinmanufaktur.
Leben und Wirken der Nürnberger Patrizierfamilie Geuder ist ein weiterer Themenkreis der Ausstellungen. Gezeigt werden neben Portraits mittelalterliche Urkunden (z.B. mit Originalunterschrift Kaiser Leopold I.), Bücher, historische Landkarten, genealogische Darstellungen und anderes.
Eine Besonderheit gibt es im 2. Obergeschoss. Dort ist ein Festsaal eingerichtet, der sich für Trauungen und kleinere Feste bestens eignet. Der Raum kann für private Feiern aller Art oder auch Firmenjubiläen gemietet werden.
Betrieben wird das Weiße Schloss ehrenamtlich vom Verein Kulturfreunde Heroldsberg e.V., einem Kreis engagierter und interessierter Bürger.
Ein ganz besonderes Schmankerl für Kunstliebhaber gibt es gleich nebenan: Im Chor der benachbarten Kirche St. Matthäus befindet sich ein Kruzifix von Tilman Riemenschneider.
Nach dem Besuch des Weißen Schlosses und der Kirche lohnt sich ein Spaziergang durch den Oberen Markt, dem historischen Kern Heroldsbergs. Hier befinden sich die drei anderen Geuder-Schlösser, das drittälteste Pfarrhaus Deutschlands, drei mittelalterliche Ziehbrunnen sowie zahlreiche schmucke Fachwerkhäuser.
Der Untere Markt ist seit Jahrhunderten bekannt für seine vielen historischen Gasthäuser, in denen man gepflegt einkehren kann.