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„Wahn-Flunder, Wahn-Plunder. Lächelnd“. Arbeiten von Gerhard Altenbourg

Datum: 18.12.24 - 23.03.25


Spotlight in der Dauerausstellung zu Kunst und Design des 20. Jahrhunderts 18. Dezember 2024 – 23. März 2025

Seine Arbeiten sind ruhig und poetisch, zurückhaltend und zeitentrückt – und ab heute in einer kleinen, exquisiten Auswahl in der Dauerausstellung zur Kunst des 20. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen: Zeichnungen des deutschen Malers, Zeichners und Dichters Gerhard Altenbourg.

Gerhard Altenbourg, 1926 in der Nähe von Gotha geboren und in Altenburg aufgewachsen, hat ein erstaunlich umfassendes Oeuvre als bildender Künstler und Dichter hervorgebracht, verstand sich aber hauptsächlich als Zeichner. Zeichnungen sind der zentrale Bereich seines Schaffens, er selbst hob immer wieder die Besonderheiten des Zeichnungsprozesses hervor.

Gemeinsam ist seinen Blättern eine Zurückhaltung und Stille, erzeugt durch eine zarte Linienführung und transparente Farbigkeit. „Für mich ist das Leben nur ein Hauch, […], ständig von der Zeit getrieben, nirgends ein Festhalten, ständig ein Vorübergehen“, äußerte er 1987 im Gespräch mit dem kunstinteressierten Theologen Friedhelm Mennekes. Viele Bilder zeigen bühnenartige Bildräume, in denen Altenbourg bisweilen surreal anmutende Figuren platzierte. Ihre Form bleibt erkennbar, aber sie scheinen wie aus ihrer irdischen Existenz herausgelöst. Oft angereichert mit einem poetischen Titel, laden die Arbeiten zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung ein.

Altenbourg hatte an der Weimarer Kunstakademie zu studieren begonnen. Mitte der 1950er Jahre zog er zurück nach Altenburg, wo er den Künstlernamen Altenbourg annahm. Damit schloss er einen Selbstfindungsprozess ab, der sowohl eine traumatische Kriegserfahrung als auch den 1950 politisch motivierten Ausschluss von der Akademie umfasste. Lange blieb er unentschlossen, ob er sich eher als Schriftsteller oder als Zeichner betätigen solle - und verband beides.

Von staatlichen Stellen gegängelt und überwacht, konnte Altenbourg nicht am offiziellen Kunstbetrieb der DDR teilnehmen. In Westdeutschland dagegen wurde er seit den 1960er Jahren gefeiert und erhielt zahlreiche Preise für sein zeichnerisches Schaffen. Im Jahr 1959 wurden seine Werke auf der documenta II und erneut 1977 auf der documenta6 gezeigt. 1970 wurde Altenbourg Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und des Instituts für moderne Kunst in Nürnberg. Im Westen gefeiert, war ihm das Ausstellen in der DDR untersagt, da er sich der dortigen offiziellen Kunstpolitik verweigerte. Heute sind seine Werke in zahlreichen Museen in ganz Deutschland vertreten.

Dank der umfangreichen Dauerleihgabe der Stiftung Ludwig und eines Blattes aus dem Nachlass von Hans Kinkel kann auch in Nürnberg im Germanischen Nationalmuseum eine Gruppe von 11 Werken gezeigt werden, die zeitlich fast das gesamte Schaffen Altenbourgs von den späten 1940er-Jahren bis kurz vor seinem Unfalltod 1989 umfassen

Info: 0911 1331-0 www.gnm.de

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